Metzingen - Wie schaffen wir klimafreundliche Mobilität?

Friedrich Haag MdL
Friedrich Haag MdL und Sprecher für individuelle Mobilität der FDP/DVP-Fraktion

Wie schaffen wir klimafreundliche Mobilität? Was bedeutet die aktuelle Entscheidung im EU-Parlament zum Verbrenneraus für die Unternehmen aber auch für die, die auf das Auto angewiesen sind? Welche Vorteile bieten die e-Fuels? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die interessierten am Donnerstag, 23.02.2023 im Kulturforum Metzingen. Antworten und Möglichkeiten lieferte dafür Friedrich Haag als Mitglied des Landtags und Sprecher für individuelle Mobilität der FDP/DVP-Fraktion. 

Wie schaffen wir die Verkehrswende? Nur mit Elektrofahrzeugen? Nicht das Lastenfahrrad, sondern der Fahrzeugbestand entscheidet über das Gelingen der Verkehrswende. In Baden-Württemberg, dem Ursprungsland des modernen Automobils, besitzen mit über 7 Mio. Zulassungen etwa zwei Drittel der Bevölkerung einen Verbrenner. Auch 2030 werden Verbrenner mit bundesweit bis zu 40 Mio. Exemplaren und über 80% des europaweiten Fahrzeugbestands die Art unserer Fortbewegung und das Ausmaß unserer Mobilität prägen. 
Friedrich Haag sagt deshalb: Soll der Spurwechsel in Richtung Klimaneutralität gelingen, müssen technologieoffene Lösungen für den Verbrennungsmotor auf unseren Straßen gefunden werden. Anders als in öffentlichen Debatten oftmals dargestellt, ist nicht der Motor das Problem. Der Kraftstoff entscheidet über die Klimabilanz. E-Fuels können jeden Verbrennungsmotor CO2 -neutral betreiben und so schon heute die klimafreundliche Mobilität von morgen möglich machen.

eFuels Flyer
Was sind e-Fuels? E-Fuels steht für „Electric-Fuels“, also für „elektrische Kraftstoffe“. Den Namen haben E-Fuels von ihrem Herstellungsverfahren: Bei ihrer Herstellung wird Wasser elektrisch in seine Bestandteile Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O) geteilt (Elektrolyse). Wird Wasserstoff anschließend mit Kohlenstoffdioxid (CO 2 ) in Verbindung gebracht, entsteht ein energiereicher Kohlenwasserstoff, der sich chemisch nicht mehr von Benzin, Diesel oder Kerosin unterscheiden lässt. Da bei der Verbrennung nur genau die Menge CO 2 freigesetzt wird, die bereits für die Herstellung verwendet wurde, verbrennen E-Fuels, im Gegensatz zu fossilen Kraftstoffen CO 2 -neutral.

Auch nach Jahren intensiver Förderung ist der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge mit unter 1% verschwindend gering. Kaufprämien, Steuervorteile und andere Versatzstücke einer 1-%-Politik für die E-Mobilität schaffen falsche Anreize. Sie verzerren den Wettbewerb der Energieträger und Technologien und hemmen die Innovationskraft unserer Wirtschaft. Berücksichtigt man zudem den gesamten Produktionsprozess sowie den vor Ort jeweils bestehenden Strom-Mix, ist der klimapolitische Nutzen von Elektrofahrzeugen mehr als zweifelhaft. Gleichzeitig ist die Batterieproduktion mit schweren Schäden für Mensch und Umwelt verbunden und verbraucht etwa sechsmal so viel kritische Rohstoffe (darunter Lithium, Kupfer, Kobalt, Graphit und Nickel) wie die Herstellung eines hocheffizienten Verbrennungsmotors. Durch den Umstieg auf die E-Mobilität werden Emissionen zudem vom fossilen Kraftstoffmarkt in den Stromsektor verlagert – wo in Zeiten globaler Krisen vor allem CO2 -intensive Kohleverstromung Versorgungssicherheit verschafft.

Veranstaltung im Kulturforum Metzingen

Da E-Fuels auf effizient eingesetzten erneuerbaren Energien beruhen, haben sie ein schier unbegrenztes Mengenpotenzial. In nur drei Stunden liefert unsere Sonne ausreichend Energie, um den vollständigen Jahresenergie bedarf der gesamten Erdbevölkerung zu decken. Während eine Solaranlage in Nordafrika eine um 250% höhere Strommenge als ihr Pendant in Baden-Württemberg erzeugt, produziert Chile mit Windkraftanlagen das rund 70-fache des eigenen Strombedarfs. Diese natürlichen Standortfaktoren wirken sich auch auf die jeweils anfallenden Stromerzeugungskosten und damit auf die Herstellungskosten von E-Fuels aus: Kostet die Erzeugung einer Kilowattstunde Windstrom in Deutschland gegenwärtig zwischen 4 und 14 Cent, so liegen die Stromerzeugungskosten in Marokko zwischen 2,5 und 4,5 Cent. In den sonnigen Sandwüsten Saudi-Arabiens wird für jede Kilowattstunde Solarstrom kaum mehr als 1 Cent fällig. Erzeugt an idealen Produktionsstandorten mit intensiver Sonneneinstrahlung oder hoher Windstärke, können E-Fuels daher die Wende hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung der Zukunft einläuten.

Das Ergebnis: saubere Energie im Überfluss. Einmal am Markt etabliert, sorgen Skalierungseffekte für einen immer merklicheren Rückgang bei den Produktionskosten, die so schon bald auf unter 1 Euro pro Liter fallen könnten.

Auch in Zukunft wird Baden-Württemberg auf Energieimporte an - gewiesen sein. Sollen Lebensstandard und Industrialisierungsgrad nicht drastisch sinken, müssen neue Wege gefunden werden, um jederzeit verlässlich klimafreundliche Energie zu importieren. Während sich Strom nur schwer speichern und bei weiten Wegstrecken nur mit einem vorab installierten Stromnetz transportieren lässt, können Speicherung und Transport von E-Fuels problemlos über die bereits bestehende Infrastruktur erfolgen – und in Deutschland und Baden-Württemberg 99% des Fahrzeugbestands mit klimafreundlichem Kraftstoff versorgen.

Mobilität braucht Freiheit – klimafreundliche Mobilität muss für alle möglich sein. Nur bei einem technologieoffenen Wettbewerb, der alle verfügbaren Energieträger und Antriebsarten berücksichtigt, kann uns der Spurwechsel in Richtung Klimaneutralität gelingen!